Miteinander in Verbindung SEIN

Zwischen richtig und falsch gibt es einen Ort, dort begegnen wir uns. (Rumi)
Wie oft kämpfe ich darum, Recht haben zu wollen? Meine Perspektive, meine Gedanken, meine Gefühle. Es ist doch erschreckend, wenn mein Gegenüber so empört reagiert, so wütend, so…. Puuh, es regt mich auf! Es fühlt sich so falsch an. So unverschämt. Es macht mich wütend und aggressiv. Das kann ja wohl nicht wahr sein, wie blöd ist mein Gegenüber?
Kennst Du das? Diese Empörung in dir? Wellen von Wut, die dich überfallen? Doch was können wir tun, um wieder miteinander in Verbindung zu gehen? So richtig wunderbar fühlt es sich ja nicht wirklich an, wenn die Wut brodelt.
Ein erster Schritt: Abwarten, nicht sofort reagieren. Oder: Die Antwort nicht direkt abschicken. Wut schafft keine gemeinsame Basis. Ich darf erkennen, dass ich gerade einfach nur Recht haben will, es geht gar nicht um die Sache.
Und dann: Fühlen und spüren. Was ist gerade lebendig in mir, was fühle ich und was brauche ich eigentlich? Hinter der Wut steckt etwas anderes. Ich bemerke bei mir häufig Traurigkeit und Einsamkeit. Ich fühle mich nicht gesehen, mir fehlen Wertschätzung und Verbundenheit. Ich sehne mich danach SEIN zu dürfen. Und zwar ganz so, wie ich bin. Mit allem, was ich fühle und denke. All das darf sein und auch die Perspektive meines Gegenübers darf sein. Beides ist richtig.
Wenn ich hier angekommen bin, bin ich wieder versöhnlich gestimmt und werde demütig. Vielleicht könnte der Andere ja doch Recht haben? Was wäre denn, wenn meine Informationen falsch sind? Was denkt und fühlt eigentlich mein Gegenüber? Ich könnte ja mal fragen! Ich könnte ihm mal wirklich zuhören und Fragen stellen, damit ich die Sichtweise verstehe, mich in ihre Position hineinfühlen.
Bei all der Komplexität , die uns heute umgibt, ist es möglich, dass ich falsch liege. So viele Informationen prasseln täglich auf uns ein, dass wir sie kaum verstehen, verarbeiten oder integrieren können. Viel zu viel saugen wir in unserem Funktionsmodus auf. Und ich gebe zu: Ich bin ganz häufig davon überfordert. Mein Nervensystem ist dafür nicht ausgestattet (und ich gehe davon aus, dass dies im Prinzip ganz vielen so ergeht, mit dem Zuviel unserer Zeit.)
Wie gelingt es uns, im Wirrwarr zwischen unseren Gefühlen und Bedürfnissen und Fluten von Informationen, in Verbindung zu bleiben?
Hier einige Fragen, die dich unterstützen können:
Kämpfe ich gerade, weil ich Recht haben will? Gewinnen will?
Kann ich wirlich sicher sein, dass meine Perspektive wahr ist? Alles ist immer nur eine Perspektive auf die Wirklichkeit. Es ist meine Wirklichkeit und meine Sichtweise auf die Welt, so wie ich sie sehe (sehen will).
Welche tieferliegenden Bedürfnisse und Gefühle zeigen sich mir? Bei mir geht es häufig um Wertschätzung, Anerkennung, Gesehen werden. Das ist ständig im Mangel. Kurz: Die Liebe fehlt und ich bin dann nicht in Verbindung mit mir selbst. Es ist das bedürftige Kind in mir, das einfach in den Arm genommen werden will. Dafür kann ich sorgen und mich selbst liebevoll in den Arm nehmen. Ich kann Verantwortung für meine Gefühle übernehmen, denn: Es sind immer meine Gefühle, die sich mir zeigen. Mein Gegenüber sorgt lediglich dafür, dass sich zeigen kann, was endlich gesehen werden will (zum Beispiel die Traurigkeit, die sich hinter der Wut versteckt).
Welche Form des Miteinanders wünsche ich mir? Ich wünsche mir ein WIR, wo ich mich mit meinem Sosein zeigen kann, so wie ich bin. Ich wünsche mir ein WIR wo jede*r seinen Platz einnehmen kann, sich mit seinen Stärken für das Gemeinsame einbringen kann. Ein WIR, wo die Verbindung mehr zählt, als das was uns trennt. Ich wünsche mir diesen Ort zwischen richtig und falsch, wo wir uns begegnen können. Und wo wir erkennen können: Der Andere, DU, das bin ICH.
Was kann ich dazu beitragen? Vielleicht ist es zunächst einmal die Entscheidung: Ich will nicht mehr kämpfen. Ich will mit dir, mit allen, so in Verbindung sein, dass wir alle uns wohlfühlen. Ich will dafür sorgen, dass dies möglich wird. Dafür kümmere ich mich um mich selbst. Um die Liebe zu mir. Zeige, was ich brauche und was ich mir wünsche. Sage JA, wenn ich es meine. Sage NEIN, wenn dies für mich stimmig ist. Und ich versuche, dies an jedem Tag zu erschaffen. Ich will mich dafür öffnen, dass ich dir, meinen Mitmenschen auf diese Weise begegne. Lebendig und liebevoll für ein Miteinander. Das beginnt, wenn ich morgens meine Kinder wecke und beim Bäcker um die Ecke meine Brötchen kaufe. Und ich vergebe mir, wenn ich es doch wieder nicht schaffe, weil mein viel zu kleines Ego wieder kämpfen möchte. Manchmal darf und muss es vielleicht auch das sein. Und ich vergebe dir, wenn es dir nicht möglich ist. Schließlich sehne ich mich danach, dass wir uns als Menschen begegnen.
In Liebe, Eva