Kinder im Corona-Stress – Wie können wir Erwachsene (Eltern, Pädagogen) unsere Kinder begleiten?

In diesem Beitrag möchte ich meine Beobachtungen aus Gesprächen mit Kindern zum Ausdruck bringen, und die Frage stellen, wie wir Erwachsenen/ Eltern unsere Kinder, die sich vielleicht gerade jetzt, in dieser aktuellen Situation, ängstlich, wütend, traurig, verletzlich fühlen, bestmöglich unterstützen können.
Aus meiner Perspektive besteht Gesprächsbedarf. Bei den Kindern, bei uns Eltern. Wir benötigen Räume, in denen wir uns mit unseren Fragen, Zweifeln und Gefühlen zeigen dürfen und gehört werden. Räume, die ermöglichen, dass wir Erwachsenen gemeinsam überlegen: Wie können wir unsere Kinder jetzt (eigentlich immer) gut darin unterstützen, gesund aufzuwachsen und eine innere Sicherheit fürs Leben zu entwickeln?
Das sagen Kinder in den vergangenen Wochen
„Das war voll doof, diese ganze Zeit zu Hause, langweilig, und ich durfte meine Freunde nicht treffen. Und jetzt, in der Schule, müssen wir Abstand halten, sonst kriegen wir sofort Ärger. Dann werden sofort die Eltern angerufen und wir dürfen nicht in der Schule bleiben.“ (Junge, 8)
„Ich habe Angst, dass ich Corona bekomme. Das ist voll gefährlich.“ (Junge, 5)
„Mich macht das richtig wütend, das alles.“ (Mädchen, 8)
Das ist verboten. Das dürfen wir nicht. Wir müssen Abstand halten. Sonst kommt das Ordnungsamt und wir müssen viel Geld bezahlen.
Wenn ich Sätze dieser Art von Kindern höre, komme ich in Kontakt mit meiner eigenen Traurigkeit, mit meiner Wut über das, was die Kinder, was wir, gerade erleben. Auch Zweifel sind da und viele Fragen. Unser neuer Alltag, zu dem Distanz, Mundschutz und weitere Auflagen zählen, das ist die Kindheit unserer Kinder. Das ist, was das Leben unserer Kinder prägt. Und es macht etwas mit ihnen, es macht ja auch mit uns etwas.
Was macht es mit Dir? Welche Gefühle tauchen bei dir auf?
Zwischen Kinderglück und purer Wut
Sicherlich -viele Kinder erlebten viele glückliche Phasen, weil endlich viel Zeit zum Spielen da ist, weil ganz in Ruhe Käfer oder Regenwürmer bestaunt werden können, weil man im Wald herrlich toben kann, einen Baum erklimmen, und so vieles mehr. Das Geschenk von Grün und Natur direkt um die Ecke offenbart sich jedoch nicht vor jeder Haustür.
Doch die Freude wird begleitet: Von Phasen, in denen die Wut übermächtig wird, laut, tobend, rasend. Von Fragen, die gestellt werden und doch schwer zu beantworten sind, wie „Was will Corona hier? Wie lange bleibt der noch? Wann ist das vorbei?“. Phasen, die mich als Mama fordern, ganz in meiner Mitte und in meiner Kraft zu sein und zu bleiben. Momente, in denen meine eigenen Gefühle hochkommen und mich überwältigen. Da kann ich lernen, mich selbst gut zu führen und für mich zu sorgen, damit ich für die Kinder ganz da sein kann.
Kindermomente begleiten
Diese Gefühlsexplosionen, so mein Empfinden, wollen gut begleitet werden und brauchen einen Raum, in dem sie sich ausdrücken dürfen. So geben wir unseren Kindern eine große Lernchance: Sie können lernen, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen. Und sie dürfen erfahren: Ich bin willkommen, mit allem, was ist. Manchmal laut und hässlich, begleitet von Türenknallen, fliegenden Schuhen; eben der Wut in ihrer ganzen Kraft. Oder eben Traurigkeit oder Ängstlichkeit. Und dann wieder Lebensfreude und das pure Glück. Dieses Sein dürfen ist zentral, um in dieser Welt seinen eigenen Platz einnehmen zu können. Mit diesem Gefühl von Sicherheit und Willkommen Sein, dort wo ich bin, gelingt es Kindern, dem eigenen Leben Ausdruck zu verleihen.
Dafür braucht es: klare Erwachsene, in der eigenen Mitte, verbunden mit der eigenen inneren Welt. Denn Kinder, besser Menschen ganz allgemein, sehnen sich nach authentischer Verbindung. Nach Möglichkeiten, die eigenen Gefühle ganz echt ausdrücken zu dürfen, wohlwissend, dass diese zum Leben zählen und letztlich nur Ausdruck unserer Bedürfnisse sind. Wir haben nur vielfach, mit zunehmendem Alter, verlernt, darauf zu hören oder diese zu zeigen. Jetzt sind wir eingeladen, wieder nach innen zu lauschen, unsere eigenen Gefühle zu spüren. Wir dürfen uns erlauben, uns damit zu zeigen. Wir gewinnen dadurch, dass wir unsere eigene Lebenskraft (wieder) spüren, unserem Selbst Ausdruck verleihen und uns damit als kongruent erleben. Wir schenken unseren Mitmenschen, dass sie uns ganz „echt“ fühlen können. Kinder spüren direkt, wenn jemand ganz präsent, ganz da ist.
Fühlst Du dich ganz in Deiner Kraft, ganz verbunden mit Dir selbst?